im Mittelalter
Wir leben im ausgehendem Mittelalter!
Sexistische Benachteiligung mag ein Teil sein. Hass und Hetze gegen queere Menschen und haarsträubende Dogmen der Kirchen auch. Aber das ist nur der sichtbare Teil. Und wenn wir mal genauer hinsehen, finden wir uns in mittelalterlichen, feudalen Strukturen wieder.

Obwohl wir in einem modernen, von wissenschaftlicher Vernunft gelenkten Demokratie leben, ruht das Ganze immer noch auf einem mittelalterlichen Fundament. Ein paar Adelsfamilien gehören immer noch Ländereien und ein großer Teil der Wälder. Die katholische Kirche weigert sich, ihren Besitz offenzulegen, obwohl sie dazu verpflichtet wäre. Pfarrer leben in einer Parallelgesellschaft nach ihrem eigenen Kirchenrecht mit eigenen Gerichten. Ritterorden beherrschen soziale Strukturen unseres Staatswesens. Ihr Machtgeflecht durchzieht Entscheidungsgremien im ganzen Land. Und ein Mensch verliert sein unveräußerliches Grundrechte, einfach, indem ihn eine Behörde zum Soldaten beruft.
Auf der einen Seite haben wir enorme Fortschritte gemacht, aber im Kern ist es immer noch das feudale Patriarchat mit einem, machtvollen, fundamentalistischem Christentum. Dabei ist mir wichtig, zwischen diesem Christentum und Menschen zu differenzieren, die Christen sind und in ihrem Glauben nach Werten suchen. Auch wenn viele Menschen das selbst nicht können, weil sie glaube nichts mit der Kirche zu tun haben zu wollen, dann jedoch die PR der „karitativen“ Kirche glauben.
Unsere Gesellschaft und Arbeitswelt ist so austariert, dass sie sich wie eine Schichttorte hält, in der die Zünfte und Stände bestehen bleiben, was man heute „Durchlässigkeit der sozialen Schichten“ nennt. Und diese Durchlässigkeit sinkt aktuell wieder dramatisch! Wer zur Oberklasse gehört, genießt eine ganz andere medizinische Versorgung und hält sich aus den solidarischen Verpflichtungen fein heraus. In unserem Land regiert das Geld und seine Seilschaften!
Die Menschen sind auch nicht dumm und merken das sehr wohl, doch fühlen sie sich auch ohnmächtig und haben resigniert. Und da reicht es aus, ein paar spaltende Gedanken zu sähen, und schon dreht sich das Rad der Fronherrschaft eine Runde weiter. Denn wenn das Volk mit sich selbst beschäftigt ist, wendet es sich auch nicht gegen die Feudalherren.
Befreie deinen Geist!
Du wirst diese Welt nicht ändern, es sei denn du änderst den Teil der Welt, der du bist. Also befreie dich doch von dieser Frustration. Denn so, wie du auf die Welt und deine Mitmenschen zugehst, so wirst du auf sie wirken. Und was hilft uns als Gesellschaft, uns endgültig aus diesem Mittelalter zu erheben? Noch mehr Grabenkämpfe oder ein Geist, der wie heilsame Medizin wirkt?

Wir sind, was wir sind und wir können einander so annehmen, wie wir sind. Wir können uns respektieren und als gleichwertige Mitmenschen akzeptieren. Und es ist nicht nötig, dass wir über Status und Geld übereinander herrschen.
Als Beispiel das Semco-Pinzip: in den 80er beschloss der Inhaber der brasilianischen Unternehmens Semco das Management abzuschaffen und durch Strukturen der Selbstorganisation und Demokratie zu ersetzten. In diesem Unternehmen mit 3.000 Mitarbeiter:innen ersetzt fachbezogene Autorität die traditionellen Hierarchien. Es geht also auch anders!
Mittlerweile gibt es immer mehr Unternehmen, die in Besitz ihrer Mitarbeiter:innen übergeht und in denen die Mitarbeiter:innen selbst über sich und ihren Weg entscheiden.
Open Source
Die gesellschaftliche Diskussion über ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ BGE beginnt gerade erst. Werden Menschen dann immer noch arbeiten, wenn sie das ihr Geld auch so bekommen? Nun, als Programmierer beobachte ich das mit einem Schmunzeln, denn im IT-Bereich geht schon lange nichts mehr ohne Open-Source-Software.
Diese Webseite kostet mich gerade mal 1 € pro Monat. Das CMS-System TYPO3 ist Open Source. Ebenso die Server-Software, das Datenbank-System MySQL und die Programmiersprachen PHP und JavaScript, auf denen es läuft. Und die Bilder sind auch alle kostenlos.
Manche Open-Source-Projekte werden von Unternehmen betrieben und andere von einer freien Community. Wer mitarbeiten möchte, tut das. Und wer es einfach nur so benutzen möchte, darf das gerne tun! Denn wir haben kapiert, wenn wir solche großen Strukturen haben möchten, müssen wir sie ohne Hintergedanken zusammen erschaffen. Und wenn wir das alles bezahlen müssten, wären wir nur gegenseitig blockiert.
Also was soll ich zu der Frage sagen, ob eine Arbeitswelt ohne Einkommensdruck funktionieren könnte? Meine Arbeitswelt funktioniert in wichtigen Teilen ganz ohne Geld! Und auch Silicon Valley konnte nur so groß und bedeutend werden, weil die Unternehmen dort ihre Mitarbeiter:innen motivierten eigene Firmen zu gründen. Nimmt eure Erfahrungen und macht etwas daraus!
Schön, dass ich hierzulande kostenlosen Kaffee und Obst bekomme und in manchem Unternehmen gibt es auch eine Chile-Out-Area. Aber das, was Silicon Valley wachsen ließ, das ist hier leider immer noch ein Fremdwort! Da versucht man doch lieber klein, klein in seiner Ecke gegen die Welt zu kämpfen.

Digitalnomaden
Wieso in einer Uni oder Firma hocken, wenn man das auch am Strand leisten kann? So folgten die ersten Digitalnomaden den Wellen mit ihrem Surfbrett. Mittlerweile hat sich das zu einer echten Möglichkeit entwickelt. Und weil es dann doch ganz gut ist, wenn man Arbeit und Freizeit klarer trennt, gibt es heute sogenannte „Working Spaces“, in denen diese modernen Nomaden ihrem Job nachgehen können.