Krieg und Frieden

Bei Krieg und Frieden denken wir an Aufstand gegen Diktatoren und an Kriege, wie aktuell in der Ukraine. Aber das sind nur die schreck­lichen Spitze des Eisberges. Die meisten Kriege laufen permanent und un­beachtet ab, weil wir das längst für Normalität halten.

Die Welt befindet sich in einem Welt­wirt­schafts­krieg, spätestens seit 2008. Und die nationalen Gesell­schaften ebenso im wirtschaft­lichen Bürgerkrieg. Die Opferzahlen steigen und sehr wenige bereichern sich an diesen Kriegen, bis ins Unermessliche. Das erzeugt Druck und Frust! Und in diesem aggressiven Klima, der kapitalistischen Ellenbogen­gesellschaft, blühen Fundamen­talismus und Ideologien förmlich auf.

Diese Wirtschaftskriege kommen nicht von ungefähr. Sie sind die Folge eines Wechsels vom militärischen auf das wirtschaftliche Gefecht. Und dieser Wechsel vollzog sich bereits in den 80er Jahren. Was wir seither als wirtschaftlichen Niedergang, Wertezerfall und Terrorismus erleben, ist Symptomatik dieses Wandels.

Auch die militärisch geführten Kriege richteten sich auf diese neue Prämisse aus. So ent­standen mit dem „Ersten Irakkrieg“ 1991 die militär­ischen Schläge an völker­rechtlichen UN-Resolutionen und Blauhelmen vorbei. Und aufgrund der diffusen Frontlinien wirtschaft­licher Interessen, die „asynchrone Kriegs­führung“ militärischer „Auslandseinsätze“.

Terror, wie der des 11. September und der „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ ISIS (später auf IS verkürzt) sind das Ergebnis dieser Destabilisation. Wo man internationales Recht bricht und Wirtschafts­krieg sät, da wächst eben nichts Gutes! Und alle Beteiligten Mächte der Welt ließen das sehend zu, aus eigenen Wirtschafts- und Machtinteressen.

Auch das Ende des kalten Krieges dreht sich bereits um diese neue Bedeutung eines finanziellen Wettrüstens. Diese Schlacht verlor die Sowjetunion. Es ebnete unserer deutschen Wieder­vereinigung den Weg. Und es ist auch kein Wunder, dass der Osten in diesem Ellenbogen-Gefecht nach über 30 Jahren immer noch zu den Verlieren zählt.

Europa und die EU sind hierbei auch keines Falls das Opfer globaler Verrohung. Im Gegenteil!, die EU ist sogar ein maßgeblicher Akteur in diesem schmutzigen Spiel. Und ja, mir ist bewusst, dass das nun von Russland­versteher:innen miss­gedeutet werden wird. Das ist ein anderes Thema.

Die EU begab sich 1987 auf einen Kurs mit dem Ziel, die europäische Position in der globalen Wirtschaft zu stärken. Dazu gehörte der Euro, als inter­nationale, wettbe­werbs­fähige Währung. Aber eben auch ein Konkurrieren mit Billiglohn. Und das mündete schließlich in die „Lissabon-Strategie für Wachstum und Beschäftigung“, mit Zielsetzung bis 2010. Die „Agenda 2010“ setzte diesen Kurs für Deutschland schließlich um, der leider immer noch gilt.

Was nutzt es, wenn wir hier Standards setzen, strenge Umwelt­auflagen umsetzten und Pestizide verbieten, aber dann die Produktion in Länder verlagern, in denen diese Standards fehlen? Das war ja auch Absicht!

Ebenso ist es bewusste Absicht, uns von einigen recht fragwürdigen Staaten abhängig zu machen und unsere Einkommen mit ärmsten Billig­lohn­ländern in direkte Konkur­renz zu setzten. Und diese Konkur­renz in eigenen Land obendrauf anzuheizen. Mit den entsprech­enden Folgen und einer regel­rechten künstlichen Armut.

Wie schon erwähnt, ist das Lohndumping in unserem Land kein Zufall äußerer Entwicklungen, sondern eben Teil dieser EU-Strategie. Und Themen, wie Mindestlohn, wurde deswegen überhaupt erst relevant.

Krieg

Wie kann es sein, dass Menschen in Deutschland Vollzeit arbeiten und doch nicht davon auskömmlich leben können? Und die Unternehmen, für die sie arbeiten, machen fette Gewinne und betreiben auch noch Steuervermeidung! Durch gigantische „Steuer­schlupf­löcher“ hindurch, die ihnen nationale und EU-Politik bewusst schufen!?

Wie verständlich ist es, wenn Menschen mit 3 Jobs gerade so über die Runden kommen, und dann auf alle Regeln pfeifen, weil sie sich nur noch verraten und missbraucht fühlen? Und das ist kein Gefühl, denn es geschieht ganz real! Und wenn sie dann psychisch labil werden, durchdrehen und Amok laufen, ist das ebenso verständlich.

Jetzt kommen noch Menschen und sagen „Du musst etwas für den Klimaschutz tun! Das wird Geld kosten und Verzicht bedeuten, aber es ist notwendig.“ Was soll den da anderes passieren, als dass sie dir mit dem „nackten Arsch ins Gesicht springen“? So erzeugen künstliche Armut und ein gesellschaft­liches Klima der Ellenbogen­gesellschaft, Hass und Ignoranz.

Wie ärmlich müssen die Menschen in Deutschland existieren, damit sie diesen Neid gegenüber Flüchtlingen spüren? Eine Armut, die weniger über absoluten Beträge wirkt, aber durch eine unüber­sehbare, korrupte Ungerechtigkeit. Und dann reicht es, wenn man noch sät, dass Flüchtlinge mehr bekommen, als dir zum Leben bleibt. Und sie tragen alle Marken­klamotten und besitzen das neuste Smartphone!

Ich kann diesen Neid und die Verletztheit dahinter verstehen und habe Mitgefühl mit diesen Menschen.

Das ist jedoch keine Rechtfertigung dafür, was daraus wuchert! Es ist keine Ausrede, dass Menschen eben unbewusst seien, weil jeder Mensch die Möglichkeit und Pflicht hat, sich entsprechend zu bilden, zu informieren und zu kultivieren. Dennoch geht es mir hier darum, das Bild aufzuzeigen, woraus dieser latente Krieg entsteht. Und wieso Gesellschaften darin verharrt.

Blütezeit und Niedergang

Jede Kultur entfaltet sich in Phasen, die in einer Blütezeit münden. Das ist das Produkt einer motivierten Entwicklung. Und aus Motivation entstehen auf diesem, sich entfaltenden Weg, ein Geist und Ideale. Es gibt Werte und soziale Normen, die diese Blütezeit real werden lassen. Und das wird getragen von Menschen, die sich in diesem Sinne kultivieren und den Geist der Kultur pflegen.

Was geschieht, wenn die Menschen das Motiv und den Geist hinter der Kultur vergessen? Wenn sie sich in dem sozialen Ergebnis all dieser Entwicklung fühlen, als sei das eine Selbst­verständlich­keit, für die man nichts mehr tun müsse? Ist halt so! Und wieso muss ich mein Leben darauf ausrichten und mich aktiv beteiligen, wenn ich das doch nur konsumieren möchte!?

Nach der Blütezeit geht es wieder bergab, ob schnell oder plötzlich oder in Wellen. Aber nach historischer Erfahrung gibt es in einer Kultur keine zweite Blütezeit. Wenn, dann kommt eine neue „Motivation“ und daraus wächst dann wieder eine kultureller, neuer Geist, hin zu einer neuen Blüte. Doch die Frage ist nun, was sind denn diese neuen Motivationen?

Nun, wenn eine Kultur so einschlummert, dann schreckt sie irgendwann aus einem Alptraum wieder auf. Und dieser Tiefpunkt ist dann Quelle der Motivation, aus einem gesunden Geist wieder eine gesunde Kultur wachsen zu lassen. Um den Alptraum hinter sich zu lassen.

Gerne glauben Menschen, Kulturen würden aus einer positiven Idee entstehen. Die Menschen erkennen das Richtige und Wahrhafte und streben das dann an. Revolution! Und so entstünden Kulturen aus einer Idee, die die Menschen erreicht und motiviert, sich zu kultivieren. Also haben wir jetzt mal die Idee von Vielfalt, Frieden und Klimaschutz und lassen daraus etwas Positives wachsen. Lösungen!

Real ist die Idee jedoch leider nicht der Motivator, der den Weg anstößt. Die Motivation ist Schmerz und Leid. Und wenn der Horror sich ausgetobt und die Menschen an den Rand ihrer Existenz getrieben hat. Wenn es genug Tot und Zerstörung gab, dann ist der Wille stark genug, einen Wandel ins Handeln zu bringen. Und erst dann greift man diese Ideen auf, die längst da waren – ungehört und verweigert, bis der Leidensdruck die Verweigerung aufbricht.

Ohne diese Menschen, die eine Vision haben und zu Utopien aufrufen, gäbe es gar keine Kultur! Doch man hört nicht auf sie, bis es bereits zu spät ist, direkt und aus Freude am Geist, einen neuen Weg einzuschlagen.

Genau darauf spitz es sich gerade mal wieder zu, denn die Krisen brechen nun wie Wellen über uns eine, nacheinander und zugleich! Und was die Menschen motiviert real einen neuen Weg zu gehen, ist eben nicht die Idee vom sozialem Weltfrieden, Umwelt- und Klimaschutz, weil man versteht, wie falsch das Fehlverhalten diesbezüglich ist. Es ist das unerträgliche Leid, das motiviert, die Lösungen in die Tat umzusetzen.

Frieden

Nach den 2 Weltkriegen schlossen sich die Vereinten Nationen, der UN zusammen. Ihre größte Motivation dabei war, so etwas nie wieder geschehen zu lassen! Ein wesent­licher Punkt war hierbei der Beschluss, dass Grenzen nie wieder per Krieg verschoben würden.

Ideelle Menschen­rechte, eine gewachsene, soziale Norm in Form des Völker­rechts und ein Rat und Gerichts­barkeit. Das ist die inter­nationale Lehre aus dem Abgrund dieser Kriege. Ideale, die auf dem Boden und in dem Maße wuchsen, wie das zu jener Zeit eben möglich war.

In der Französischen Revolution lief das ja auch nicht anders. Das Motiv war eben nicht jetzt Humanität und Demokratie in die Tat umzu­setzen. Das Motiv war, aus wirtschaft­lichem Leid heraus, die Unter­jochung des Kaisers zu stürzen. Dann kam ein Macht­kampf und blutiges Gemetzel. Und erst danach eine Demokratie auf den humanis­tischen Ideen, die längst auf ihre Manifestation warteten.

Das führt zu einer interessanten Frage: Nehmen wir das existente Leid bewusst wahr und erkennen wir darinnen unsere Motivation, eine neue Kultur wachsen zu lassen? Eine, die längst in unserem Wissen und Herzen ange­kommen ist, denn die Ideen sind ja längst da! Oder möchten wir erst mal abwarten, wie weit das Leid noch geht und wie viel Leichen auf der Straße liegen müssen, bevor wir uns auf den Weg machen?

In der Jugend ist die Motivation und das Bewusstsein für diesen Aufbruch ange­kommen. In den ewig-gestrigen Köpfen vieler Menschen jedoch leider noch nicht. Aber es wäre schön, wenn es jetzt einer großen Mehrheit bewusst würde, wie drängend dieser „Motivator“ auf uns zu rollt. Ja, bereits über uns hinweg rollt!

Deswegen ist es so wichtig, dass viele Menschen verstehen, was die Heraus­forder­ungen unsere Zeit sind. Wie gewaltig sie uns bedrohen. Und wie dringend es ist, hier und jetzt zu handeln. Denn es ist ja auch nicht so, dass das dann sofort greift. Es braucht auch noch Zeit, umgesetzt zu werden.
 

Was uns rettet, ist nicht der Kampf um Frieden und der Protest. Es ist gut, wenn das Blut in Wallung kommt und man bereit ist, alles zu geben, was nötig ist! Aber was uns rettet ist, wenn diese Wut und der Aufschrei unsere Herzen erreicht. Wenn wir fähig sind zu lieben und bereit sind, Liebe zu geben und zu empfangen. Und wenn wir uns eben nicht mehr einmauern, in unserer Blase, und polarisiert aufeinander losgehen. Dann kann wieder eine Kultur des Friedens wachsen!

Etwas kreieren kommt aus Kreativität und einer Muse, die dich küsst. Eine Kultur wächst aus Leidenschaft und Kunst, nicht aus harter Arbeit und Erfolgsstreben. Auch wenn es Arbeit sein mag, dann jedoch bitte als Beruf aus Berufung!

Können wir unsere Mitmenschen so respektieren, wie sie sind? Können wir unterscheiden, zwischen dem Mensch, der Fehler begeht, und dem Fehler? Und können wir den Menschen respektieren, auch wenn wir seine Fehler scharf zu kritisieren haben? Bin ich der Geist, der nach dem Frieden oder nach dem Streit sucht? Und woraus wächst eine Kultur, in deren Blütezeit du und ich als Mensch aufblühen?
 

Weißt du, wenn ich mich umsehe, sehe ich nur Menschen, die in ihrer Sehnsucht nach genau diesem Frieden suchen. Die jedoch oft in einem Frust und Resignation stecken, die sie anderes glauben lässt. Genährt durch Stimmen, die Hass und Spaltung sähen. Und auf die sie nur deswegen hören, weil sie verletzt und erkrankt sind, wie im Buch Momo.

Im Buch Momo geht es um ein kleines Mädchen, das am Rande der Stadt lebt und nichts besitzt, außer Zeit. Sie hat diese besondere Gabe, den Menschen zuzuhören und gibt ihnen diese Zeit. Dann komme graue Männer der Zeit­spar­kasse und versprechen den Menschen sie könnten Zeit für später sparen. Doch tatsäch­lich stehlen sei den Menschen ihre Zeit nur. Diese rauchen diese gestohlene Zeit dann in dicken, grauen Zigarren, und leben so von der Zeit der Menschen. Nur Momo ist immun gegen ihr Treiben und kämpft gegen die grauen Herren an.
 

„Als ich 5 Jahre alt war, sagte mir meine Mutter immer, dass das Glücklichsein das Wichtigste im Leben ist. Als ich zur Schule ging, fragten sie mich, was ich sein wollte, wenn ich erwachsen bin. Ich schrieb „glücklich“ hin. Sie sagten mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden habe, und ich sagte ihnen, dass sie das Leben nicht verstanden hätten.“

– John Lennon –
 

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