Atomkraft
Ein Atomkraftwerk ist im Prinzip die Weiterentwicklung der Dampfmaschine aus dem 17. Jahrhundert. 1884 wurde dann die Dampfturbine erfunden und 1956 kam das vorerst letzte Update: Das erste AKW ging ans Netz. Und diese Idee ist ebenso einfach, wie wahnsinnig.
Anstelle eines Feuers unterm Kessel zu entfachen, legt man einfach eine Atombombe darunter. Und wenn man diese Atombombe ganz langsam und kontrolliert explodieren lässt, dann hat man ein Atomkraftwerk! Denn im Reaktor geschieht nichts anders, als eine gebremste Kettenreaktion. Versagt diese Bremse, kommt es zum Super-GAU. Und dazu reicht es schon aus, wenn die Kühlung versagt.

GAU steht für „größter anzunehmender Unfall“. Den absoluten Super-GAU gab es weltweit jedoch noch nie. Ja, und ich höre schon den Widerspruch, wegen Chernobyl und Fukushima! Und ja, dort kam es tatsächlich zu insgesamt vier Kernschmelzen, eine in Chernobyl und drei im AKW Fukushima Daiichi. Nur waren das eben noch nicht die allerschwersten Unfälle, die mit einem AKW geschehen können.
Wenn die Brennstäbe durchglühen, kann es zu chemischen Reaktionen mit anderen Materialien im Atommeiler kommen. Dann wird das AKW zu einer gigantischen „schmutzigen Bombe“, die noch viel größere Region verseucht, als es bei den bisherigen Kernschmelzen geschah. Im Fall von Fukushima wäre dann auch Tokio betroffen gewesen.
Sicherheit
Atomkraft ist nicht sicher, und das ist ein Fakt! Wer behauptet, Atomkraft sei sicher, ist entweder extrem dumm oder lügt ungeniert.
Man kann der Meinung sein, das Risiko sei den Nutzen wert, was eine ziemlich irrsinnige Meinung ist. Aber das ändert nichts am Risiko und dass ein AKW nicht sicher sein kann. Selbst ein abgeschaltetes AKW, mit Brennstäben im Abklingbecken ist noch extrem gefährlich, wie Fukushima ebenfalls zeigte.
Restrisiko
Die Aussage, Atomkraft sei sicher, weil nur ein sehr geringes „Restrisiko“ bestünde, ist ebenfalls falsch. Da tut sich eine bekannte Bildungslücke auf: Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Eine Wahrscheinlichkeit sagt aus, wie (un)wahrscheinlich ein Ereignis ist. Demnach explodiert ein modernes, deutsches AKW alle 5 Millionen Jahre. Also wie wahrscheinlich ist es dann, dass wir so einen GAU noch erleben? Die falsche Logik war, dass wir das nicht mehr erleben würden. Der Denkfehler ist nur, dass eine Wahrscheinlichkeit nichts darüber aussagt, ob es morgen oder erst in 5 Millionen Jahren geschieht! Eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit macht also gar nichts „sicher“.
Die primäre Frage ist eben nicht, ob das Risiko hoch oder gering sei. Die Frage ist nur: Möchten wir die Folgen in Kauf nehmen, die ein Super-GAU verursacht? Ist uns unser Strom also 1 Million Todesopfer im dicht besiedeltem Deutschland wert?
Unsere europäischen Nachbarn haben diese Frage für sich beantwortet und ihre Atommeiler vorzugsweise an ihrer Ostgrenzen gebaut. Denn da meistens Westwind herrscht, treibt es den Dreck dann aus ihrem Land heraus, übrigens oft direkt nach Deutschland.

Bei der Frage nach dem akzeptablen Risiko spielen die drohenden Folgen eine unterschiedlich gewichtige Rolle. Sind die Folgen inakzeptabel, ist die Wahrscheinlichkeit irrelevant. Du wirst es dir ja ganz anders überlegen, ob du für etwas dein Leben riskierst, als wenn es nur um diverse Unannehmlichkeiten ginge.
Die Kernschmelzen in Chernoby und Fukushima sind, ganz nebenbei bemerkt, auch immer noch zu Gange. Es gibt auch noch keine Idee, wie man die jemals löschen könnte.
Neue Technologie als Lösung?
Nun, das ist ein beliebtes Argument, um doch noch an der Atomkraft festzuhalten. Da gibt es mehrerer Technologien, die zur Diskussion stehen. Die erste Idee sind Kleinst-Reaktoren, deren spaltbares Material nicht die kritische Masse erreichen kann, und somit ein GAU wie in Chernobyl und Fukushima ausgeschlossen wäre.
Kernkraft ist bereits mit den heutigen, großtechnischen Reaktoren extrem unrentabel und mit Kleinst-Reaktoren wäre es noch sinnbefreiter. Deswegen können wir das unter der Rubrik „praxisfern“ zu den Akten legen. Und das erklärt auch, wieso diese Technologie seit Jahrzehnten in Atom-U-Booten und Atom-Eisbrechern verwendet wird, aber noch nie an Land für die Stromerzeugung angewendet wurde. Weil es einfach keinen Sinn ergibt!
Dann gibt es noch den Flüssigsalzreaktor mit Thorium, das in großen Mengen zur Verfügung stünde. Ist auch einer dieser Totgeburten, denn auf die Materialien, die das auf Dauer aushalten würden, warten wir immer noch. Aber wenn, dann wäre das doch eine tolle Lösung? Denn in diesen Reaktoren könnte man auch noch den Atommüll mit verbrennen und so das Problem mit den fehlenden Endlagern mit lösen!
Da bewegen wir uns jetzt ins Märchenland der Atomindustrie, denn diese Reaktoren sparen nur 80% des Atommülls ein. Das mag sich zwar nach einem echten Gewinn anhören, weil dann immerhin nur noch 20% des Problems übrig blieben. Nur diese 20% bestehen aus hoch radioaktiven Abfällen und unterm Strich wäre damit gar nichts gewonnen, weil diese 20% dann genauso problematisch wären, wie die 100% der heutigen Reaktoren.

Jetzt könnten wir also nur noch auf die Kernfusion warten. Aber auch die ist noch lange nicht in Sicht! Sprich, die Atomkraft bietet keine reale Lösung, die uns vor der Notwendigkeit einer Alternative ohne Atomkraft bewahren könnte. Und wenn wir es erstmal schaffen, die Atomkraft zu ersetzten, wieso sollten wir dann mit diesem teuren Irrsinn jemals wieder beginnen?
Nein, Atomstrom ist alles andere als billig. Aber wenn man Forschung und Bau staatlich subventioniert und diese Zahl und so tut, als wäre die Entsorgung des Atommülls und der Rückbau ausgedienter AKWs kostenlos, dann mag das so aussehen, als ob. Real ist Atomkraft aber einfach nur unverschämt teuer!
Atommüll
Die Atomkraftwerke wurden mit der Bedingung genehmigt, ein geeignetes Endlager werde gesucht und nachgereicht. Und nach den misslungenen Versuchen in der Asse und Gorleben beginnt die Suche gerade wieder von vorne. Dabei ist es nicht mehr zu leugnen, dass es in Deutschland kein geeignetes Endlager geben wird. Das ist Fakt!
Dennoch kann man ja mal so tun als ob. Letztendlich ist die Lösung ja längst bekannt: Die „Zwischenlager“ werden zur Dauerlösung. Das bedeutet, man stellt Castoren in Bunker und packt sie alle 50 Jahre in neue Behälter um. Das schafft dann auch gleich mal gesicherte Arbeitsplätze für die nächsen 800 Genrationen!
Wie bitte? Ja! Denn das ist die durchschnittliche Halbwertszeit des Atommülls. Das bedeutet, in 24.000 Jahren oder 800 Generationen ist immer noch die Hälfte des Problems übrig. Aber das ist ja erst die Spitze des Eisbergs! Denn höchst radioaktiven Anteile des Atommülls haben eine Halbwertszeit von etwa 4,5 Milliarden Jahren. So alt ist jetzt gerade mal unser Planet Erde. Und in etwa 5 Milliarden Jahren wird unsere Sonne zur Nova und das Endlager-Problem dann endgültig lösen.

Den wenigsten ist bewusst, wie viel Nuklearkatastrophen tatsächlich bereits stattfanden. Und damit meine ich nicht die unzählige, schweren „Störfälle“ und diverse Skandale, wie vertuschte Risse in Reaktordruckbehältern. Nein, es geht um schwere Unglücke, bis hin zur „Teilkernschmelzen“ oder „partiellen Kernschmelzen“, also ganz kurz vor dem endgültigen GAU. Hier also die vollständige Liste der havarierten Atomkraftwerke:
- 1957Majak, UdSSR
- 1975Browns Ferry, USA
- 1975Greifswald – Lubmin, DDR
- 1979Three Mile Island, USA
- 1980Saint-Laurent-des-Eaux, Frankreich
- 1986Chernobyl, UdSSR
- 2006Forsmark, Schweden
- 2011Fukushima Daiichi, Japan
Insgesamt ereigneten sich also schon 10 Kernschmelzen mit verschiedenen Ausmaßen, davon 3 in Fukushima Daiichi.
Klimneutralität
Aber die Atomkraft ist doch klimaneutral und kann so zum Klimaschutz beitragen! So zumindest die Behauptung. Den tatsächlich ist das auch nur Greenwashing einer starken Atom-Lobby. Atomstrom ist alles andere als Klimaneutral!

Es stimmt, dass 2014 eine Studie der Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC feststellte, dass Atomkraftwerke mit entsprechender Gesamtlaufzeit um Faktor 12 besser in der Klimabilanz abschneiden, als Kohlekraftwerke. Was auch keine Kunst ist, denn Kohleverstromung ist so ziemlich das schlimmste, was man tun kann. Aber so entstand eben dieses Bild, von der wesentlich klimafreundlicheren Atomkraft.
Tatsächlich ist die Kernkraft jedoch maximal um Faktor 2 bis 3 besser, als die modernsten Gaskraftwerke, wenn man sie nicht gerade mit Fracking-Gas betreibt. Aber das ist ein anderes Thema, in erster Linie durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursacht. Anderseits geht diese Rechnung von einer einmaligen Einlagerung des Atommülls in ein Endlager aus, die es so nicht geben wird. Und ein Rückbau über einen Zeitraum hinweg, der die Betriebszeit überschreitet, kann hier auch nicht korrekt berücksichtigt sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass es bei Atomkraft vs. Erdgas eher auf ein Unentschieden herausläuft.
Wie bereits erwähnt, müssten wir spätestens bis 2029 global klimaneutral werden. Dann scheidet Atomkraft sowieso generell als Möglichkeit aus, denn dann dürfen wir nur noch 100% klimaneutrale Energiegewinnung betreiben. Und bis dahin wären neue Atomkraftwerke noch nicht mal im Bau. Es gibt also keinen rationalen Grund, noch irgendeinen Gedanken auf eine mögliche Zukunft der Kernenergie zu verschwenden.
Ende des Atomzeitalters
Das Ende des Atomzeitalters ist leider noch lange nicht in Sicht. Aktuell werden sogar neue Atomkraftwerke als „Brückentechnologie“ gebaut, vornehmlich in China. Doch selbst wenn die „zivile Nutzung der Kernenergie“ dann doch endet, ist das leider noch lange nicht das Ende der Atomindustrie. Das einzige, was sich dann ändert, ist, dass sie nur noch Unsummen an Kosten verursacht. Und damit sind noch nicht mal die endlosen Kosten für die sogenannte Endlagerung gemeint.

Stell dir vor, in den Wilden Zwanzigern zwischen den beiden Weltkriegen hätte das Ende der zivilen Atomkraftnutzung stattgefunden. Dann würde man heute gerade mal mit dem Abriss der Atomkraftwerke fertig werden. Denn so lange wird das dauern!
Der Rückbau des AKWs Greifswald-Lubmin zeigte, dass so eine Abriss 70 bis 80 Jahre dauert. Denn ein AKW kann man nicht eben mal mit der Abrissbirne klein hauen. Das muss mühsam in Vollschutz und teurer Technik abgetragen werden. Und dazu braucht man entsprechende Fachkräfte und technologische Zulieferer. Darüber hinaus fallen Unmengen unterschiedlich verstrahlten Abfalls an.
Momentan ist das noch die Ausnahme, aber wenn erst mal dutzende AKWs gleichzeitig zurückgebaut werden, verknappt das ja noch zusätzlich die Kapazitäten. Deswegen muss man davon ausgehen, dass der Abriss aller AKWs sich über die nächsten 100 Jahre hinweg erstreckt. Damit dauert der Rückbau fast doppelt so lange, wie ihr stromproduzierender Betrieb.